Theun Govers
14.01. – 25.02.2017
Galerie Jochen Hempel, Leipzig
14.01. – 25.02.2017
Galerie Jochen Hempel, Leipzig
In seinen Arbeiten gestaltet Theun Govers (*1976 Eindhoven, NL) beunruhigende Formen und Ebenen, die sich an unbekannten aber doch greifbaren Schauplätzen zu seltsamen Dimensionen entfalten. Scheinbar zueinander gehörende Winkel gehen letztlich getrennte Wege und bilden Interieurs, deren Räume ergründet und erschlossen werden wollen. Zuweilen erinnern die Architekturen in Govers‘ Werken an eine hochauflösende aber ungerenderte Videospielumgebung. Da sind scharfe Kanten und gerichtete Formationen, die beginnen und enden, doch augenscheinlich nie zu einer logischen Anordnung zusammenfinden. Formen bieten in einem verwirrenden Spiel wechselnder Perspektivpunkte ihre Innenräume dar und geben den Betrachtern manchmal das Gefühl, durch eine Art Alice-im-Wunderland-Effekt vor- und zurückgedrängt zu werden. In Govers‘ Kompositionen klingen oft Gebilde ähnlich einem Penrose-Dreieck oder anderen unmöglichen Strukturen an, die keinen Bestand innerhalb des Euklidischen Raums haben können.
Govers bringt in seiner Malerei die Probleme der Dimension zum Tragen und klärt sie anschließend, indem er den Raum fortwährend »aufhebt«, während er durch Aufbau und Abtragung der Malfarbe weiterhin eine gewisse Rätselhaftigkeit des Sichtfeldes beschwört. Ganz von der Gestaltung von Oberflächentexturen eingenommen, konstruiert er in gespenstischem Zerfall begriffene Umgebungen, die bisweilen Spuren eines vorherigen Werks aufweisen und damit in zweideutiger Weise auf frühere Entwürfe schließen lassen. Sich überlagernde Lacke auf rustikalen Blendflächen, die mit ihren schlichten sauberen Oberflächenlinien kontrastieren, setzen Schlaglichter auf einer beschwichtigend sanften und doch verstörenden Farbenpalette. Morsche Grüns und welke Brauns werden geschmückt von blühenden, einander in herrlicher Pracht nahen rosaroten Farben. Oft verwendet Govers Muster und Motive der Art, wie man sie sich auf einer Tapete der späten 1960er Jahre vorstellen könnte, die in einer verlassenen Hütte dem Zerfall ausgesetzt wäre. Motive und Objekte, die in seinen Gemälden wiederholt auftauchen, lassen aneinander denken und gehen in bezaubernder Realitätsverschwommenheit einen Dialog ein. Verschiedenartige Himmel und Hintergründe erinnern an ein Folienraster, das Govers mithilfe vieler Schichten und Klebestreifen akribisch zusammenfügt. Zuweilen ist die Farbe so minuziös gesetzt, dass die Binnenflächen plötzlich den Anschein plausibler Objekte oder in der wirklichen Welt vorhandener Wandplatten annehmen. Es ist eine beunruhigende und verwirrende Umgebung, die Govers erzeugt und den Betrachtern offenbart.