Carsten Fock, 2012
„Die Würde und der Mut“
15.09. – 27.10.2012
Galerie Jochen Hempel, Leipzig
„Die Würde und der Mut“
15.09. – 27.10.2012
Galerie Jochen Hempel, Leipzig
»Die Würde und der Mut« ist die erste Einzelausstellung von Carsten Fock in der Galerie Jochen Hempel. Die Ausstellung führt aktuelle Bilder zusammen, in denen sich die Entwicklungslinien seiner Malerei weiter zuspitzen. Focks Bilder sind prozessuale Ereignisse, die sich zu komplexen Rauminstallationen weiten und den Betrachter dann auch physisch umschliessen können. In dem Maße wie seine Bilder dabei das Malen als Handlung erkennbar werden lassen, wird für den Betrachter das eigene Sehen als Aktion unmittelbar erfahrbar.
Fock betont immer wieder, dass ihn die Frage nach Abstraktion und Figuration nicht wirklich interessiert; und doch leisten seine Bilder in eben diesem Spannungsfeld Außerordentliches. Die vorwiegend in den früheren Bildern auftauchenden Referenzen auf eine außer bildliche Wirklichkeit haben unmittelbare Auswirkungen auf die gestischen Setzungen. Fock bedient sich Abbildern von hoher ikonischer Präsenz: Marien, Christusfiguren, Berge, Adler, Soldaten. Er entreisst diese aber ihrem außer bildlichen Kontext und unterwirft sie einer rein bildlichen Logik. Der Berg steht nicht länger im Gebirge, Christus hängt nicht länger am Kreuz, der Adler verliert sein malerisches Umfeld der Kunstgeschichte. In manchen von Focks Pastell- und Filzstiftzeichnungen erweitert sich diese offene Referenzialität um Textliches. Selten sieht man ganze Sätze, meistens nur Satzfragmente oder einzelne Worte.
Es ist wichtig sich der mit Text- und Abbildresten durchsetzten Werke nochmals zu vergewissern, um die zur Zeit bei Fock beobachtbare Konzentration auf ,reine‘ Abstraktionen in ihrer Spezifik und Radikalität fassen zu können. In den abstrakten Bildern dominieren eine ganz eigene starkfarbige Palette und vor allem eine ins Expressive sich steigernde Geste. Schnelle Strichfolgen fliegen über die Leinwand, schaffen teilweise luftig-offene Strukturen oder verdichten sich zu vollständig geschlossenen und dann fast hermetischen Tableaux. So wenig aber die gegenständlichen und textlichen Elemente als Abbilder gesehen werden dürfen, so wenig darf man diese gestischen Spuren als klassische Abstraktionen missverstehen. Fock verschränkt abstrakte Abbildlichkeit mit abbildlicher Abstraktion. Seine Bilder werden so zu konkreten Bildereignissen, die keinerlei eindimensionale Rückkoppelungen mehr auf eine außer bildliche Wirklichkeit zulassen. Das ist umso bemerkenswerter als Fock für den Betrachter sämtliche möglichen Fallen aufbaut, um dessen Sehen auf ein reines Wieder-Erkennen von bereits Bekanntem zu reduzieren.
Carsten Fock unterwandert subtil wie nachhaltig unser gewohntes Bilder-Sehen. Und genau hierin liegt auch die implizit politische Sprengkraft seiner Werke. Hat man das Ereignis seiner Malerei einmal sehend nachvollzogen, muss man das eigene Sehen auch der Wirklichkeit ändern. Fock provoziert eine radikale Öffnung des Blicks. Was durch diese Öffnung hindurch kommt, muss neu gedacht werden.
Parallel zur Ausstellung in Leipzig zeigt die Galerie Arbeiten von Carsten Fock auf der abc -art berlin contemporary vom 13. bis 16.09.2012 in Berlin