Benjamin Bergmann
„Litro En Bolsa“
22.06. – 11.08.2012
Galerie Jochen Hempel, Berlin
„Litro En Bolsa“
22.06. – 11.08.2012
Galerie Jochen Hempel, Berlin
Die Ausstellung LITRO EN BOLSA präsentiert neue Objekte und Installationen von Benjamin Bergmann (*1968). Ihr thematischer Zusammenhang sind die großen und wiederkehrenden Fragen der Menschen, ihre Hoffnungen und Rituale, ihr Umgang mit der Vergänglichkeit. Jede einzelne Arbeit von Bergmann erzählt eine eigene kleine Geschichte. Zumindest erscheint das so, denn die Werke lassen zunächst vertraute Gegenstände und Materialien erkennen oder erinnern an Situationen des Alltags. Doch die Geschichten erweisen sich als offen, bleiben rätselhafte Fragmente, stellen neue Fragen.
Die große Feuerwerks-Vitrine (“Diamantsonne versus Blockbuster“) spielt mit Erwartungen an die Kunst als Spektakel. Pulverspuren zeugen von einer gewaltigen Explosion, Katastrophe und Schönheit liegen nahe beieinander. Das Kunstwerk erweist sich als ‘Teatrum sacrum’, in dem Physik und Geheimnis gleichberechtigt gültig sind.
“Hilfe von oben“ verspricht ein Seil aus Bronze, das von der Decke in den Raum hinab hängt. Ob sich im oberen Stockwerk ein Glockenturm befindet? Wer fordert wessen Hilfe an? Wozu gibt es einen zweiten Auslass? Für ein zweites Seil oder eine zweite Chance?
Die Arbeit “Litro en Bolsa 8“, der auch die Ausstellung ihren Titel verdankt, verknüpft unterschiedliche, berechenbare Größen: ein Behältnis (“Tüte“) und eine Quantität (“Liter“) sowie die Ziffer “8“. Die gestiftete Verwirrung ist dabei größer als die Erkenntnis, konfrontiert die Betrachter mit den vergeblichen Bestrebungen, die Grenzenlosigkeit der Welt zu vermessen.
“Der Traum von einer großen Sache“ setzt sich aus goldverspiegelnden Fensterelementen des mittlerweile abgerissenen Palasts der Republik zusammen. Aus dem ursprünglichen architektonischen Kontext isoliert und nur an die Wand gelehnt, könnte das kulissenartige Wandrelief für Wünsche und deren Enttäuschung stehen, für Relikte ausgeträumter Utopien oder Baumaterial zukünftiger Illusionen.
Geradezu beispielhaft für das Schaffen von Benjamin Bergmann lässt sich “Leitung auf Putz“ als ein Werkzeug der subversiven Welterkundung des Künstlers verstehen, in der das Nicht-Perfekte und das Provisorische zu Kategorien des Schönen werden. Die Arbeit spiegelt das Leben als einen energetisch aufgeladenen Weg voller Abzweigungen und ungewisser Ziele.
Unsere Welt lässt sich nur in Ausschnitten und Metaphern begreifen. Benjamin Bergmanns Arbeiten zeigen, dass sich im anscheinend Vertrauten Geheimnisse verbergen und selbst einfachste Dinge immer noch Fragen aufwerfen. Sie machen deutlich, dass viele unserer Vorstellungsmodelle zwangsläufig bruchstückhaft bleiben, dass sie häufig Missverständnisse produzieren, aber nicht selten voller Humor stecken.
2010 Glöckner. Werke bis 1945: Ausstellung im Kupferstichkabinett Dresden
The exhibition LITRO EN BOLSA presents new objects and installations by Benjamin Bergmann (*1968). Thematically, they all address the great, recurring questions of mankind – its hopes, rituals, and ways of dealing with human transience. Every single work by Bergmann tells its own small story – or so it seems, as the works initially show familiar objects and materials or conjure up everyday situations. Yet the stories appear open-ended, remain mysterious fragments, and raise new questions.
The great fireworks display case (“Diamantsonne versus Blockbuster” – Diamond Sun versus Blockbuster) plays with the expectations of art as a spectacle. Traces of powder hint at a massive explosion; catastrophe and beauty are never far apart. The artwork resembles a teatrum sacrum, a sacred theater in which physics and mystery are equally valid.
“Hilfe von oben” (Help from Above) is promised by a bronze rope that hangs suspended from the ceiling. Is there a belfry in the upper floor? Who is requesting help from whom? And why is there a second opening? For a second rope or a second chance?
The work “Litro en Bolsa 8” – which lends the exhibition its title – brings together various measurable dimensions: a container (“bag”), a quantity (“liter”), and the digit “8.” However, the confusion created is greater than the insight gained, and it confronts the spectator with the futile attempts of measuring the infinitude of the world.
“Der Traum von einer großen Sache” (The Dream of Something Big) consists of gold-reflecting window elements from the now demolished Palace of the Republic. Isolated from their original architectural context and simply leaning against the wall, the gilt wall relief could be seen as a theatrical backdrop for hopes and desires unfulfilled, relicts of utopias consigned to the dustbin of history, or the construction material of an illusionary future.
Exemplary for Benjamin Bergmann’s creative oeuvre, “Leitung auf Putz” (On-Wall Cable) may be read as an instrument of the artist’s subversive exploration of the world, in which the imperfect and provisional become aesthetic categories. The work reflects life as an energetically charged path with manifold branches and uncertain destinations.