Peter Krauskopf
03.05. – 07.06.2014
Galerie Jochen Hempel, Leipzig
03.05. – 07.06.2014
Galerie Jochen Hempel, Leipzig
Der Leipziger Maler Peter Krauskopf (geb. 1966) befasst sich intensiv mit der Farbe als künstlerischem Arbeitsmaterial, als Grundlage jeden Bildes. In mehrschichtigen Malprozessen erforscht er sie auf ihre Widerständigkeit und Substanz hin, sucht ihre Eigenqualitäten zu überprüfen und auszureizen, bis sie im Ergebnis der malerischen Bearbeitung erzählerische Strukturen freigibt – quasi unwillkürlich, ohne den Willen zu einer konkreten Abbildung. Die nahezu landschaftlichen Räume, die hier evoziert werden, liegen in einem Spannungsfeld, das von den figurativen Landschaftsdarstellungen der deutschen Romantik bis hin zu den gänzlich abstrakt konzipierten Werken des Informel und der amerikanischen Farbfeldmalerei reicht.
Im Zentrum der Ausstellung steht eine Gruppe jüngerer Arbeiten aus dem Jahr 2014, die nach einem doppelten Farbauftrag eine kontrollierte Zerstörung erfahren, indem die obere Schicht in vertikalen Streifen wieder von der Bildfläche abgekratzt wird, sodass die Farbreste teils in zusammengeschobenen Batzen von der Leinwand herunterhängen (Ohne Titel, B 101113).
In dieser „zerstörten Schönheit“, wie es Krauskopf formuliert, verbindet er zwei entgegengesetzte Malweisen: Zuunterst liegt ein kontrollierter chromatischer Farbverlauf, der sowohl in seiner malerischen Finesse als auch in seiner atmosphärischen Dichte auf die Imaginationen traditioneller Landschaftsmalerei anspielt. In der physischen Zerstörung des zweiten monochromen Farbauftrages wird dann deutlich, wie sehr die Leinwand als „Fenster“ den physischen Raum des Betrachters von dem imaginierten Bildraum des Farbverlaufes trennt.
Eine doppelte Besetzung der Leinwand zeigt sich ebenso in einer weiteren Gruppe von Arbeiten wie etwa Ohne Titel, B 240214. Die Grundlage bildet auch hier ein äußerst verfeinerter Farbverlauf, in dessen Mitte eine kontrastreiche, grob strukturierte Fläche aufgemalt ist. Dieses Areal besitzt gegenüber seiner Untermalung eine extreme körperliche Präsenz und wirkt wie ein Bild im Bild. Krauskopf versteht es als eine Behauptung des Malers, der nur sein „Gegenüber“ malen kann – gewissermaßen als Zitat seiner selbst. In diesem Sinne dokumentiert Krauskopfs Ausstellung einen Prozess der Selbstvergewisserung des Künstlers.
Text: Sandra Rendgen
The Leipzig painter Peter Krauskopf (born in 1966) is intently focused on colour as an artistic working material, as the foundation of every picture. In multilayered processes of painting, he explores colour in its resistance and substance, attempts to examine and outbid its intrinsic qualities until it discloses narrative structures through its painterly treatment – quasi-automatically, without a desire for concrete reference. The almost scenic spaces that are evoked extend from the figurative landscape representations of German Romanticism to the entirely abstract works of Informalism and American colour field painting.
At the heart of the exhibition is a group of works from 2014: after receiving a double coat of painting, they are “ruined” in a controlled fashion – Krauskopf scratches the top layer of paint from the picture surface in vertical strips, partly leaving the remnants of paint hanging from the canvas in lumps or clumps (Ohne Titel, B 101113).
In this “destroyed beauty”, as Krauskopf calls it, two contrasting techniques of painting are combined: underneath, there is a controlled chromatic colour gradient, which – in its painterly finesse and atmospheric density – alludes to the imaginations of traditional landscape painting. However, the physical destruction of the second monochromatic application of colour reveals just how much the canvas, as a “window”, separates the physical space of the viewer from the imaginary pictorial space of the colour gradient.
This double occupation of the canvas is also apparent in a further group of works, Ohne Titel, B 240214. Here, too, the foundation is an extremely fine colour gradient, and a contrasting, coarsely structured surface is applied by paint in the midst of it. Compared to its pictorial undercoat, this area asserts immense physical presence and resembles a picture within a picture. Krauskopf sees this as an assertion of the painter who can only painting his “counterpart” – a kind of citation of his self. In this sense, Krauskopf’s exhibition documents a process of the artist’s self-assurance.
Text: Sandra Rendgen
Translation: Ariane Kossack