Frank Moll
„Landgang“
11.01. – 22.02.2025
Galerie Jochen Hempel
„Landgang“
11.01. – 22.02.2025
Galerie Jochen Hempel
LANDGANG
Irgendwo im Dazwischen, an einem Transit-Ort, in der Mitte von Festhalten und Loslassen –
Loslassen und Festhalten.
Irgendwie hat es etwas vom Vogtland. Ein total heruntergekommenes Wirtshaus, die
Bismarckschänke. Und darin ein zertrümmertes Piano. Alles irgendwie Fränkisch. Da lag diese
Billo-Vase. Ganz verschnörkelt.
T.: „Ich mag ja die schnörkeligen Verästelungen meiner Pflanzen. Wenn ich sie stundenlang anstarre,
frage ich mich immer: Was kann dieser Fikus benjamina eigentlich? Wann trifft er sinnvolle
Entscheidungen?”
R.: „Viel zu grafisch, deine Vorstellung. Da fehlt die Abstraktion, das Mehr, die Malerei!”
T.: „Aber der Wunsch ist da. Oder ist es die Neugier? Weitermachen, weitersuchen… Irgendwie nach
oben kommen.”
R.: „Da wächst er und verzweigt sich – immer weiter – und am Ende stellt er vielleicht fest: War doch
’ne scheiß Idee!”
R.: „Du träumst von irgendeinem Ort, der gar nichts mit deinem Leben zu tun hat. Und selbst wenn er
schön ist, die Arroganz treibt dich eh wieder zurück.”
T.: „Der Versuch, etwas hinter sich zu lassen, trägt den Rückweg schon in sich. Für die Immanenz
kann ich nichts.”
T.: „Früher, als ich den Pflanzen nur zugesehen habe, kam irgendwann die Angst, die Unsicherheit.
Zum Schluss sitzt du alleine backstage: die immer gleiche Schminke der letzten Show wieder und
wieder im Spiegel vor dir.”
R.: „… und dann merkst du, dass selbst die schönsten Landschaften in ihrer Gleichförmigkeit wie
Gitterstäbe wirken.”
T.: „Einfach aufbrechen! Nicht wieder kommen! Die Perspektive wechseln und dem Vorherigen eine
neue Dimension hinzufügen. Es ist ein Müssen, das mich treibt.”
R.: „Nebenschauspiel, alles Nebenschauspiel. Da suchst du dein halbes Leben – getrieben von der
Angst stehenzubleiben – und dann fehlt es dir selbst am Einfachsten, um überhaupt geradeaus zu
kommen.”
T.: „Und wenn ich nur so tue, um mir am Ende selbst vor den Kopf zu stoßen. Dann wenigstens
einmal gegen den Strom gekämpft. – Wieso willst du eigentlich nie weg?”
R.: „Ist doch schön hier!”
T.: „Aber ist es das, wovon wir geträumt haben? Die Welle, die sich nie bricht?”
R.: „Brechen… träumen… lassen”
[Fabian Braun]
LANDGANG
Somewhere in-between, at a transit place, in the middle of holding on and letting go – letting
go and holding on.
It feels somewhat like Vogtland. A completely rundown tavern called the Bismarckschänke.
Inside, a shattered piano. Everything is somehow Franconian. There it was – this cheap vase,
absurdly ornate.
T.: “I do love the intricate branching of my plants. When I stare at them for hours, I always
wonder: What is this Ficus benjamina even capable of? When does it ever make meaningful
decisions?”
R.: “Your idea is far too graphic. It lacks abstraction, the depth, the painting!”
T.: “But the desire is there. Or is it curiosity? To keep going, to keep searching… Somehow
trying to reach upward.”
R.: “It grows and branches out – endlessly – and in the end, it might realize: That was a shitty
idea.”
R.: “You dream of some place that has nothing to do with your life. And even if it’s beautiful,
arrogance drives you back anyway.”
T.: “Trying to leave something behind already carries the return within itself. Immanence is
beyond my control.”
T.: “Back then, when I only watched the plants, fear and uncertainty crept in eventually. In
the end, you’re sitting backstage alone: the same makeup from the last show is staring back at
you in the mirror, over and over again.”
R.: “… and then you realize that even the most beautiful landscapes, in their sameness, feel
like prison bars.”
T.: “Just leave! Never come back! Change perspective and add a new dimension to what
came before. It’s a compulsion that drives me.”
R.: “Side shows, it’s all just side shows. You spend half your life searching – driven by the
fear of standing still – and yet you lack even the simplest ability to look straight ahead.”
T.: “And if I’m only pretending, just to shake myself up in the end. At least I fought against
the current once. – Why is it that you never want to leave?”
R.: “It’s nice here!”
T.: “But is this what we dreamed of? The wave that never breaks?”
R.: “Break… dream… let go.”
[Fabian Braun]