Stephan Balkenhol (*1957 in Fritzlar, DE) lebt und arbeitet in Meisenthal (FR), Kassel (DE).
In schneidender, sägender und schnitzender Auseinandersetzung in Holz hat Stephan Balkenhol seit den späten 1970er Jahren seine Weltaneignung vorangetrieben. Sein phänomenales bildhauerisches Können besteht darin, dass er die menschlichen Figuren grob gehauen aus Holzstämmen herausschlägt. Der handwerkliche Entstehungsprozess wird an der Skulptur nicht verleugnet. Die Arbeitsspuren bleiben deutlich sichtbar, Splitterungen und Spalten im Holz treten offen zutage und versetzen die Oberfläche der Figuren optisch in Bewegung.
Balkenhols Figuren negieren soziologische und ökonomische Kontexte, Pathosformeln und symbolisch aufgeladene Attribute. Bekannt ist sein „Mann mit schwarzer Hose und weißem Hemd“ – der künstlerisch gefasste Prototyp des Menschen überhaupt. Er ist zeit- und sozialübergreifend. Ein Jedermann, in dem sich Bergarbeiter oder Aufsichtsratvorsitzender widerspiegeln können.
Benjamin Bergmann (*1968 in Würzburg, DE) lebt und arbeitet in München.
Die Objekte und Installationen des Künstlers Benjamin Bergmann vereinen Banalität, humorvolle Ansätze, Ironie, aber auch eine Umkehrung dessen ins grotesk Absurde. Er arbeitet vornehmlich mit alltäglichen Gegenständen, die bei jedem Betrachter ähnliche Assoziationen hervorrufen. Meist geprägt von der westlichen Konsum und Funktionskultur. Doch das, was sich zeigt, ist etwas anderes. Bergmann lässt seine Objekte lebendig werden. Lässt sie mit dem Rezipienten kommunizieren. Manchmal scheint es, als würden sie mit der Wahrnehmung des Rezipienten spielen.
Carsten Fock (*1968) lebt und arbeitet Weltweit.
Carsten Fock behandelt in seinen Zeichnungen und Malereien den Zwiespalt an sich, mischt Motive und Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert mit den heutigen Bildern der Popkultur. Er setzt sich intensiv mit philosophischen Fragen auseinander und arbeitet auch hier die Unterschiede und Konflikte heraus. Themen wie Glaube und Verzweiflung, macht er zum Titel seiner Werke. Er widmet sich einer Art Transitzone zwischen den gegensätzlichen Positionen und setzt diese in einem unverwechselbaren Stil in Zeichnung und Malerei um.
Fock strichelt, abstrahiert, übermalt. Seine Zeichnungen wirken manchmal wütend, manchmal hoffnungsvoll, fast verträumt romantisierend. Es ist die Gesamtheit der Dinge, die er anhand der Zwiespältigkeit aufzeigen will. So gibt es niemals nur eine Antwort, sondern unzählige.
Um seine eigene Arbeit zu objektivieren, zumindest den Versuch dessen anzustellen arbeitet Fock in seriellen Sequenzen. Eine konsequente Wiederholung von Komposition und dem Gestischen der vorangegangenen Arbeit ermöglicht Reflexion und Überprüfung des Entstandenen. Auf diese Weise wird ein nie endender Entwicklungsprozess initiiert.
Peter Krauskopf (*1966 in Leipzig) lebt und arbeitet in Berlin.
Peter Krauskopf studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und war anschließend Meisterschüler von Arno Rink. Der Bruch mit der figürlichen Leipziger Maltradition machte ihn nach der Jahrtausendwende bekannt. Krauskopf wurde u.a. mit dem Falkenrot Preis 2015 ausgezeichnet.
Die Malereien Krauskopfs leben von einem pastosen Farbauftrag, den unzähligen Farbschichten, welche Rätsel über den Untergrund aufgeben. Verbergen sich doch einstige figurative Ansätze? Ein Hauch von greifbarer Information über das endgültige abstrakte Werk? Die Fragen bleiben unbeantwortet.
Doch die Malerei wird durch diese Rätselhaftigkeit Träger von Vermutungen, Ideen und Imaginationen. Auch scheinen sie niemals ein Endstadium, einen statischen Zustand zu erreichen. Krauskopf lässt seine Werke weiterleben, sich weiterentwickeln. Ölfarbe fließt über Bildränder, trocknet über den Rahmen hinaus an. So erlangen seine Malereien fast einen objekthaften Charakter und wirken lebendig. Wie eine Zustandsbeschreibung, die sich binnen weniger Augenblicke wieder verändert.
Schirin Kretschmann (*1980 in Karlsruhe, DE) lebt und arbeitet in Berlin und München.
Schirin Kretschmann arbeitet im Spannungsfeld von installativer Malerei und performativen Werkformen. In ihren situativ angelegten Arbeiten stößt sie Entwicklungen an, in denen Wahrnehmung als ein vielfältiger, synästhetischer und sich beständig wandelnder Prozess vorausgesetzt wird.
Ihre seriellen Papierarbeiten übertragen Aspekte ihrer ortsbezogenen Arbeitsweise auf ein Flächenmedium. In der Werkserie „Datensatz“ bezieht sich der handelnde Eingriff mit Schleifgeräten auf die gesamte Fläche und beide Seiten des Papierbogens. Dabei geht es nicht um die Herstellung einer abstrakten Textur, die auf gewissen formale Bedeutungen hin gelesen werden will. Die Strukturen des Papiers verweisen stets auf Handlung: sowohl auf die Handlung der Betrachtenden, die durch Positionswechsel eine scheinbare oder tatsächliche Wandlung der visuellen Qualitäten der Arbeit erfahren, als auch auf die Handlung der Herstellung, die aus einer scheinbar gegensätzlichen Kombination von intuitiver und mechanischer Produktion bestimmt wird.
Tilo Schulz (*1972 in Leipzig, DE) lebt und arbeitet in Nordwestuckermark.
Tilo Schulz befasst sich in seinem Werk vorrangig damit, auf welche Weise sich politische und kulturelle Prozesse sowie Umbrüche in ästhetischen Formen niederschlagen. Wie sich gesellschaftliche Ideologien und Strukturen in künstlerischen Werken manifestieren. Seinem Ansatz nach, ist es eine Notwendigkeit Kunst im Kontext der jeweiligen Zeit und politischen Ausrichtung zu sehen. Die Produktion neuer Werke, sowie der Umgang mit künstlerischen Objekten seien dem stetigen Wandel gesellschaftlicher und politischer Konstrukte unterworfen. So ist Schulz daran gelegen “(…)das Zusammenspiel zwischen künstlerischer Bildfindung und gesellschaftlichen Prozessen zu verdeutlichen.“
Erik Swars (*1988 in Zwenkau, DE) lebt und arbeitet in Leipzig, DE.
[…] Die Untersuchung der materiellen Komponenten eines Bildes nimmt in Erik Swars` künstlerischer Praxis eine zentrale Rolle ein, die gleichermaßen für die Ästhetische Wahrnehmung seines malerischen Werks zwingend ist. Als Farbräume angelegt, oft als Bildobjekt an der Grenze von Zwei- zu Dreidimensionalität konzipiert, zeigen die großformatigen All-Over-Formate vor allem eines: Farbe auf Fläche. Und die Fläche ist Farbe.
Ausgangspunkt von Swars` malerischen Untersuchungen ist der geschlossene Bildkörper. Der Bildträger, gerahmt und damit definiert, bleibt dem Tafelwerk der europäischen Renaissance verpflichtet. Allerdings stellt sich der junge Maler in eine ganz andere Tradition, wenn er sich konzeptuell auf die Bildfindungen der Künstler*innen nach 1945 beruft, die vor allem eines im Sinn hatten: die Loslösung vom normierten Bildverständnis der Moderne. Die Berufung auf längst etablierte künstlerische Praxen der amerikanischen Expressionisten und Farbfeldmaler unter gleichzeitiger Bezugnahme auf Maler*innen der Neuen Wilden umschreibt vielleicht die Referenzpunkte, in denen sich Erik Swars mit seinen Bildfindungen bewegt und in deren Rahmen er unablässig die Zulässigkeiten von Malerei auslotet. […] Text: Gwendolin Kremer